Haarscharf daneben oder voll ins Schwarze

von am 10. Juni 2014

Uwe Voehl hat einen Teilroman von Band 76 geschrieben und das zum Anlass genommen, zu erzählen, wie er beim Schreiben vorgeht. Ich finde seine Methode sehr interessant – ganz abgesehen davon, dass ich es immer mag, wenn jemand meine Arbeit lobt 😉 Aber lest selbst.

Die Überschrift zu diesem Artikel könnte vielleicht lauten: Wie Dorian und ich einen HUNTER-Roman schreiben. – Ja, und die Antwort wäre dann: intuitiv. Genau wie die DORIAN HUNTER-Hörspiele ja recht frei nach den jeweiligen Heften gestaltet sind, nehme ich das Exposé hauptsächlich als Gerüst. Ich liebe es natürlich, nach einem Expo zu schreiben. Es hat viele Vorteile: die Kontinuität ist gewahrt, es gibt keine Widersprüche oder unliebsame Überraschungen (für den Leser). Als Autor nimmt es die Angst vor dem berüchtigten weißen Blatt. Zu Beginn schaue ich einfach ins Expo und schreibe, was dort steht. Auch zwischendurch ist es ganz angenehm, immer wieder zum Expo zurückzufinden, damit ich mich nicht vergaloppiere. Alles in allem heißt das.

Ich benutze das Expo als Sprungbrett, aber auch als Fallschirm, um jederzeit wieder sicher zu landen, ansonsten lasse ich meiner Kreativität freien Lauf. Ich weiß, es gibt Autoren, auch im Team, die das Expo vorher genau studieren oder sich anhand des Expos schon die Kapitel einteilen. Davor habe ich Respekt, allein vor der Arbeit. Meine Art, an das Expo heranzugehen, ist eine andere: Ich lese immer nur so viel, wie ich auch an einem Tag schreibe. Ich möchte nicht mehr wissen als der Leser. Ich möchte mit dem Leser rätseln, mit ihm die Spannung teilen. Meine eigene Spannung verwandelt sich in Kreativität.

Im aktuellen DORIAN HUNTER heißt es im Expo zum Beispiel: „Dorian kehrt in die Jugendstilvilla zurück. Er steckt in einem Ersatzkörper, den Bastet für ihn geschaffen hat.“ Also lasse ich Dorian allein anklingeln. Es gibt diverse Irritationen etc. Nachdem ich fünf Seiten geschrieben habe, steht dann als zweiter Punkt folgendes im Exposé: „Mit Dorian kehrt auch Parker zurück, und Salamanda betritt zum ersten Mal die Jugendstilvilla.“ Mist, denke ich. Wie erkläre ich das denn jetzt? Die beiden anderen also draußen gewartet. Aber warum? Und schon entspinnt sich ein weiterer Handlungsverlauf …

Versteht ihr den Unterschied? Hätte ich das Exposé vorher gelesen, hätten alle drei zugleich die Villa betreten. Das wäre auch okay gewesen, aber möglicherweise auch ein bisschen uninteressanter, weil ich ja inzwischen eine eigene Handlung darum gesponnen habe. Ich gebe zu, das ist ein extremes Beispiel. Und damit ich nicht am Schluss zu viele Dinge ändern muss, schaue ich gerade gegen Ende immer öfter ins Expo. Und natürlich passiert es auch, dass ich nachträglich ganze Passagen streichen muss, weil es eben nicht passte.

Andrea Bottlingers Exposés sind nämlich sehr ausgefeilt. Es steckt jedes Mal sehr viel Mühe und Kenntnis darin. Insofern ist es mir genauso wichtig, nicht nur meine eigene Kreativität einzubringen, sondern möglichst alles, was im Expo steht, zu berücksichtigen. Daher folgt ganz zum Schluss noch einmal ein Abgleich. Ist die Expo-Autorin zufrieden, bin ich es auch. Dann weiß ich, dass der Roman auch bei den Lesern gut ankommen wird. Aber Vorsicht: Auf die Art zu schreiben bzw. ein Expo umzusetzen funktioniert auch bei mir nur, wenn ich die Serie sehr gut kenne und vor allem die Charaktere. Ich weiß bei DORIAN HUNTER, wie die Charaktere handeln, was sie denken, wie sie fühlen.

So, und jetzt stecke ich mir erstmal eine Players an und trinke dazu einen Bourbon! Wie nach jedem DORIAN HUNTER. Cheers!

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Catalina Corvo über unerwartete Todesfälle

von am 8. April 2014

Mehr oder weniger zufällig hat es sich ergeben, dass Catalina Corvo in letzter Zeit in ihrem Romanen einige Mitglieder des Dämonenkiller-Teams umbringen musste: Trevor Sullivan, Dorian Hunter selbst und jüngst nun auch Unga. Hier erzählt sie nun ein wenig darüber, wie das für sie war.

Warnung: Diese Blogeintrag enthält Spoiler zu den jüngsten Bänden.

Catalina, wie fühlt man sich dabei, die Auftragskillerin der Exposéautorin zu sein? 😉

Sehr, sehr mächtig.
Nein, Spaß beiseite, ich ja bin nicht die Herzkönigin aus Alice im Wunderland, die dauernd nach Enthauptungen schreit. Im Gegenteil, eine vertraute Figur aus dem Spiel zu nehmen, ist immer ein Stück weit Überwindung. Zumindest für mich. Natürlich gibt es bei einer Horrorserie notgedrungen so einige Todesfälle, aber bei einem liebgewonnenen Charakter ist das auch für unsere Branche virtueller Auftragsmörder nicht so leicht. Ich finde, der Tod eines Hauptcharakters, aber auch einer liebgewonnenen Nebenfigur, darf nicht en passant passieren. Er muss Bedeutung haben und entsprechend dramatisch sein. Nur so verzeihen es einem die Leser auch, wenn man ihnen auf diese Weise ein Stück Vertrautheit nimmt.
Bei Sullivan und Unga beispielsweise war es mir wichtig, zu zeigen, wie ihr Tod auf Dorian wirkt. Auch für den angebrühten Dämonenkiller ist der Tod eines alten Freundes keine leichte Sache.

Gab es eine Stelle, die dir besonders schwer gefallen ist?

Als es Dorian ans Leder ging, habe ich erst einmal geschluckt. Wie du ja weißt, bin ich bei diesem Roman kurzfristig für einen Kollegen eingesprungen. Als ich dann das Exposé las, war ich erst mal verblüfft. Nicht nur hatte ich ein spannendes Finale zu gestalten, nein es gab auch diesen wirklich dramatischen, einschneidenden Höhepunkt. Entsprechend temporeich sollten die Ereignisse sein. Die ultimative Konfrontation zwischen Dorian und seinem alten Feind, dem Hexer Edwin Jong musste für den Leser absehbar sein, und dennoch sollte das Finale überraschen und schockieren. Zugleich mussten neue Handlungsstränge geknüpft und begonnen werden. Dorians Tod war ein finaler Höhepunkt und zugleich ein Ausgangspunkt für Zukünftiges. Er hat die Figuren geprägt, die an Dorians Seite standen und die Weichen für den nächsten Zyklus gestellt, der natürlich einen anderen Charakter hat als der vorige. Also musste das Ende zugleich auch eine Überleitung sein, die unsere Leser in die neue Handlung mitnimmt. Ich hoffe, dass mir diese Verknüpfung gelungen ist.

Brauchst du nach diesem Bodycount nun erst mal ein Ausgleichsprogramm?

Es geht. Aber ich bin ganz froh, wenn jetzt erst mal ein paar Schurken sterben müssen, bevor es den Hauptcharakteren wieder an den Kragen geht. Aber die Entscheidung obliegt ja nicht mir. Bei deinen Exposés ist mit allem zu rechnen. Das hält die Sache auch für uns Autoren spannend.

Das hört man als Exposéautor immer gerne 😉 Wann dürfen wir den nächsten Roman von dir erwarten?

Im Augenblick schreibe ich gerade an Band 38 für DAS HAUS ZAMIS. Aber bei Band 78 stehe ich auch dem guten Dorian wieder ganz zur Verfügung.

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Spaziergang durch Wien mit Michael M. Thurner, Teil 2

von am 14. Februar 2014

Michael Marcus Thurner arbeitet bereits an seinem nächsten Beitrag zu DAS HAUS ZAMIS. Das bedeutet allerdings nicht, dass er einfach nur vor dem Computer sitzt und schreibt. Offensichtlich fallen für ihn Spaziergänge durch seine Heimatstadt Wien auch unter „Arbeit“. Hier folgt der zweite Teil seines Berichts:

Die barocke Mariahilfer Kirche wurde nach umfangreichen Zerstörungen nach der zweiten Wiener Türkenbelagerung (1683) neu aufgebaut. Für mich ist sie insofern interessant, als sie im Kellerteil (der wiederum ein ehemaliger Pestfriedhof ist) die sogenannte “Gruft” beherbergt, eine Einrichtung der Caritas, in der Obdachlose übernachten, Sozialbetreuung erhalten und warme Mahlzeiten bekommen. Ich habe die Gruft bereits in meinem letzten DHZ-Roman zum Stammsitz mehrerer “Freaks” gemacht.
Abseits von allen Fantasien ist die Gruft übrigens eine großartige Einrichtung, die vor einigen Jahrzehnten aus einem Schülerprojekt entstand. Wer sich näher über diese Institution informieren möchte: www.gruft.at

Dies ist ein Teil des “Apollo-Kino”. Heutzutage sind im Gebäude 13 Kinosäle untergebracht, die über verwinkelte und verwirrende Gänge auf mehreren Geschossebenen erreicht werden. Davor hatte das Apollo einen einzigen Kinosaal, in dem über 1.500 Besucher Platz fanden. Im großzügigen Parterre, aber auch in kreisförmig angelegten Theaterlogen. Denn das war es einmal: ein Theater. 1904 erbaut, fanden hier Revuen statt, wurde gezaubert, wurde getanzt und gefeiert. Auch Josephine Baker hatte im Apollo ihren umjubelten Auftritt.
Wer sich mal in den Gängen verirrt – und das tut man unweigerlich, wenn man das erste Mal ins Apollo geht -, wird womöglich ein Gefühl der Erleichterung verspüren, wenn er endlich einen Ausgang findet.

Und was hat dieser “Türke” hier zu suchen? – In diesem Haus war einstmals ein Tabakkontor untergebracht. Der “Türke” stand als Firmenzeichen für Rauchwaren aller Art und hat die Zeiten überdauert. Nach wie vor sitzt er da mit seiner riesigen Pfeife in der Hand und sieht auf seine Gasse hinab. Er blickt übrigens aufs Gemeindeamt und den Feuerwehrhof des siebenten Wiener Gemeindebezirks. Ob er manchmal in der Nacht heimlich runtersteigt? Legt er da und dort Feuer mit nach wie vor glosenden Tabakresten in seiner Pfeife? Hm.

Man muss nur genau aufpassen, um die vielen seltsamen Figuren zu entdecken, die auf Wiens Häusern hocken und unser Treiben beobachten. Hier handelt sich’s zwar um zwei Heilige, die christliche Symbole in den Händen halten – aber bringt das Licht nicht etwas Dämonisches in ihnen hervor?

Das Innungshaus der Wiener Bäcker. Es ist nicht leicht zu finden, denn es liegt in einem Innenhof versteckt. Es wirkt, als würden ringsum modernere Häuser hochgezogen worden sein, um das Haus vor den Blicken der Menschen zu verbergen. Als hätte sich dieser Altbau erfolgreich gewehrt, abgerissen zu werden …

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Spaziergang durch Wien mit Michael M. Thurner, Teil 1

von am 4. Februar 2014

Michael Marcus Thurner arbeitet bereits an seinem nächsten Beitrag zu DAS HAUS ZAMIS. Das bedeutet allerdings nicht, dass er einfach nur vor dem Computer sitzt und schreibt. Offensichtlich fallen für ihn Spaziergänge durch seine Heimatstadt Wien auch unter „Arbeit“. Ich gestehe, ich bin ein wenig neidisch. Dennoch überlasse ich hiermit ihm das Wort:

Nebstbei beschäftige ich mich mit der Suche nach interessanten Motiven für meinen nächsten Beitrag zu DAS HAUS ZAMIS. Während meiner Spaziergänge bleibe ich immer wieder stehen und schieße Photos. Manche der Motive wirken unscheinbar und dienen lediglich dazu, meine Fantasie anzuregen. Und hinter anderen stecken starke Geschichten, über die ich schon immer mal was erzählen wollte …

Diese vier Barock-Statuen stehen im Esterházypark im sechsten Wiener Gemeindebezirk, unweit vom Café Zamis. Die Fürsten von Esterházy besaßen in der Nähe einen schlossähnlichen Wohnsitz. Heutzutage wird das Parkgelände von einem ehemaligen Flakturm beherrscht, in dem wiederum das “Haus des Meeres” untergebracht ist, eine der Touristenattraktionen dieser Gegend. Mag sein, dass ich die jahrhundertealten Statuen für meine Zwecke nutze …

Das “Foltermuseum” ist ebenfalls im Esterházypark angesiedelt. Der Abgang führt in Bereiche unter dem Flakturm, der während des zweiten Weltkriegs als Schutzbunker diente und in dem nun die Schrecken der Folter in eindrucksvollen Diaramen nachgestellt werden. Eine persönliche Anmerkung: Meine Großmutter musste während der Luftangriffe der Alliierten auf Wien oft genug hierhereilen. Mit ihren Kindern, also auch mit meiner Mutter, in den Armen.

Diesen raumschiffähnlichen Dachaufsatz habe ich während des Spazierengehens entdeckt. Er befindet sich in der Nähe der Gumpendorfer Straße, bloß ein paar hundert Meter vom Café Zamis entfernt. Wer weiß, ob ich nicht auch damit was anfangen kann.

Das Joseph Haydn-Denkmal steht auf einem kleinen Platz vor der Mariahilfer Kirche, direkt an der Mariahilfer Straße gelegen. Haydns Melodie zum Volkslied “Gott, erhalte Franz, den Kaiser!” unterlegt heutzutage die deutsche Nationalhymne.
Es sieht so aus, als könnte der Komponist und Musiker jederzeit von seinem steinernen Sockel herabspringen …

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Christian Montillon: Wie ich die DORIAN HUNTER-Hörspiele revolutionierte

von am 7. Januar 2014

Ich hatte eine weitere Wortmeldung von Ex-Exposéautor Christian Montillon versprochen. Hier ist sie, und ich möchte gar nicht viel vorneweg reden, denn ich wette, ihr wollt viel lieber seine neueste Anekdote lesen. Also überlasse ich nun ihm das Wort und lasse ihn erzählen, wie er einem Freak seine Stimme lieh:

Zuerst eine Erklärung: Niemals würde ich mir bewusst eine besonders reißerische Überschrift ausdenken, um nach Aufmerksamkeit zu haschen.
Natürlich nicht.

Als die DORIAN HUNTER-Hörspiele noch sehr neu auf dem Markt waren, stieg ich ins Flugzeug und flog nach Hamburg. Wenn ich nichts durcheinanderbringe, habe ich mich auf den Aufenthalt dort vorbereitet, indem ich während der Reise das dritte Hörspiel hörte, und dabei etliche Male den Schluss, der aus dem Gedächtnis zitiert so geht: „Was machen Sie hier?“ – „Meine Arbeit!“ Schlussmelodie. Liest sich vielleicht doof, im Hörspiel kommt es super.
Was hatte ich in Hamburg vor? Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Gelegenheit, an Hörspielaufnahmen teilzunehmen. Also mir einfach mal im Studio anzuschauen, wie das so abläuft. Eine spannende Sache. Und natürlich würden es DORIAN-HUNTER-Aufnahmen werden. Klar doch.
An dem Tag wurden Sprecher für mehrere Einzelfolgen aufgenommen. Es ging um fünf Folgen. (Sagte ich es schon? Wenn ich nichts durcheinanderbringe.) Und es war faszinierend, etliche Sprecher kennenzulernen. Phillip etwa. („Ja. Ja. Ja. Ja.“)
Meine große Stunde schlug am Abend zuvor: Wenn ich schon mal hier war, sollte ich doch auch mitsprechen. Natürlich in einer Mini-Rolle, denn Sprechen ist nicht sooooo sehr mein Ding, mein pfälzischer Zungenschlag ist schon ziemlich ausgeprägt.
Wie gut, dass ich noch bis zum nächsten Tag in der Stadt bleiben würde. Und wie aufgeregt war ich, als ich dann tatsächlich die Seiten wechselte – bislang hatte ich brav im Regieraum gesessen, „diesseits” der Glasscheibe, nun ging ich für ein paar Minuten in den „Sprecherraum“.
Ich habe einen oder zwei Sätze gesprochen.
Hundertmal.
Irgendwann klangen sie so, dass sie gut waren … und mir wurde erst richtig klar, welchen Job die Profisprecher leisten. Hut ab!
Man kann mich als Freak auf der Folge „Freaks“ hören. („Oder was? Töten Sie uns dann auch, Hunter?“) Dass ich damit die Hörspielserie tatsächlich revolutioniert habe, wage ich zu bezweifeln. Aber es hat Spaß gemacht. Genau wie jener Moment, als es darum ging, welche Rolle ich denn nun sprechen solle. Einen Freak, das wurde bald klar – denn nur so konnten wir meine dialektale Einfärbung rechtfertigen, zumindest für uns selbst: „Asmodi bestraft uns Freaks grausam. Aber mich hats am schlimmsten getroffen: Dieser Dialekt …“

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Autorenvorstellung: Christian Schwarz

von am 20. Dezember 2013

Mit Band 74 und seinem Teilroman „Aus der Asche“ ist Christian Schwarz neu bei HUNTER eingestiegen. Grün hinter den Ohren ist Christian allerdings auf keinen Fall. Ich habe ihn zu seiner langen Autorenlaufbahn und seiner Zeit als HUNTER-Fan und Leser befragt.

Christian, du warst schon lange HUNTER-Leser, bevor du HUNTER-Autor geworden bist. Wie bist du auf die Reihe gestoßen? Was hat dich daran als Leser fasziniert?

Früher, als Schüler und Student, habe ich wirklich alles gelesen (und gesammelt), was im Heftroman-Horrorbereich auf dem Markt war. Da kam ich natürlich am Dämonenkiller nicht vorbei. Allerdings war der DK eine der letzten Serien, in die ich eingestiegen bin, zuvor hatte ich mir eher die Bastei-Helden reingezogen: Sinclair, Ballard, Zamorra, Damona King. Und auch den guten alten Larry Brent samt Macabros. Alles wunderbare Abenteuer.
Dann aber, und das ist jetzt kein Witz, kam der DK und alles war irgendwie anders. Dorian Hunters Welt hat mich vom ersten Moment an derart fasziniert, dass der DK umgehend meine Lieblingsserie wurde. Denn DK war düsterer, härter, kompromissloser, mit einem überragenden Storyplot und teilweise bizarren Ideen. Zum ersten Mal las ich ausgezeichnet recherchierte und geschriebene Mittelalter-Romane (Genrebezogen, meine ich). Zum ersten Mal hielten nicht nur die angloamerikanischen und afrikanischen Länder als Kulisse her, die DK-Geschichten spielten in Wien, auch in Deutschland, irgendwie „vor der Haustür“. So hab ich’s jedenfalls in Erinnerung. Und noch was: DK war freakiger als die anderen Serien. Da kamen zwar haufenweise „Monster der Woche“ vor, aber wer außer DK hatte zum Beispiel einen echten Hermaphroditen als Hauptfigur zu bieten? Das war einfach klasse, da fielen auch die schwächeren Storys nicht ins Gewicht. Logisch, dass ich mir (damals noch auf Flohmärkten) alle alten Romane besorgt habe. In Erstauflage, auch die indizierten, was mich damals eine Menge Geld kostete. Aber es hat sich gelohnt. Ich habe die komplette DK-Serie noch heute im Regal stehen. Neben vielen anderen, klar.

Mit „Aus der Asche“ hast du deinen ersten eigenen HUNTER-Roman vorgelegt. Wie war es, eine Geschichte weiterzuführen, die dich früher selbst fasziniert hat? Wie bist du an die Aufgabe herangegangen?

Na ja, das Gefühl, an einer Serie mitzuarbeiten, die ich früher als Fan gelesen hatte, kannte ich ja schon von Zamorra, Maddrax und Cotton. Es hat mich also emotional nicht überwältigt, falls du das meinst. Aber ich habe mich wahnsinnig gefreut, jetzt auch bei HUNTER meine Spuren hinterlassen zu dürfen; mit einem Einstieg, wie er faszinierender nicht sein könnte. Der Dämonenkiller tot! Wahnsinn. Wie ich da dann rangegangen bin? Professionell, würde ich mal sagen, ha! Ich hatte die Reihe lange nicht mehr gelesen (einfach keine Zeit mehr) und musste mich natürlich erst mal wieder einfinden. Im Laufe der Zeit geht da doch sehr viel Wissen verloren, auch wenn man die „Eckpfeiler“ schon noch drauf hat. Ich habe also einige Romane der damaligen Serie gelesen, Zusammenfassungen auch, und natürlich einige Schlüsselromane der Zaubermond-Fortführungen. Da war dann die ganze Faszination DK wieder da. Ja klar, der gute alte Hermes Trismegistos. Und Unga, das Neanderl. Philipp. Asmodi mit der gestaltlosen Gesichtsfläche (das wusste ich zum Beispiel nicht mehr). Alle irgendwie noch da.
So, und jetzt schleime ich ein bisschen. Aufgrund deiner ausführlichen, sehr guten Exposés war es natürlich nicht schwierig, einzusteigen. Zumal ich kaum Hauptfiguren hatte und hauptsächlich mit von mir selbst gestalteten Nebenfiguren hantieren konnte. Und Tibet als Kulisse war mir auch nicht fremd, die kannte ich von Maddrax schon. Ich konnte also gleich mit Schreiben loslegen, ohne allzu viel recherchieren zu müssen. So gerne habe ich lange keinen Roman mehr geschrieben.

Schleimer 😉 Aber ernsthaft, das freut mich sehr. Vor allem von jemandem, der schon so lange schreibt wie du. Denn du machst das ja schon ein paar Jährchen. Womit hast du angefangen? Was schreibst du derzeit noch abgesehen von HUNTER?

Ich schreibe tatsächlich seit knapp 30 Jahren Romane. Damals, als Publizistik-Student in Mainz, habe ich selber mit dem Schreiben angefangen, weil ich dachte, he, das kann ich auch. Ja, klar… Es entstanden erste unsägliche Machwerke auf einer alten Olympiaschreibmaschine. Nennen wir sie mal Horror-Romane. Ich hab die Dinger an den damals noch existierenden Zauberkreis-Verlag geschickt (Grusel-Krimi), auch an den Bastei-Verlag (Gespenster-Krimi), aber die Manus waren schon nach drei, vier Tagen wieder da. „Tut uns Leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass die Romane nicht in unser Verlagsprogramm passen…“, bla, bla, bla. Ich gab aber nicht auf und hatte das Glück, dass einer Rücksendung die Beurteilung eines Zauberkreis-Außenlektors beilag, warum auch immer. Die war vernichtend, aber – ich wusste jetzt, was ich falsch machte. Ich hielt mich dran und siehe da: Kurz darauf erschien mein erster Grusel-Krimi unter dem Sammelpseudonym Marcos Mongo. Das war noch schrecklicher als der Roman selbst, der „Ein Gehenkter kehrt zurück“ hieß. Aber immerhin.
Kurz danach gelang es mir dann, bei Bastei Fuß zu fassen. Mein erster Spuk-Roman „Tanja und der Herr der Geister“ erhielt derart überschwänglichen Zuspruch von der damaligen Redakteurin, Frau Saupe (ich weiß immer noch genau ihren Namen), dass sie mich sogar gleich in den Verlag wegen Besprechung weiterer Zusammenarbeit einlud. Boaaah! Ich war geplättet. Und fuhr hin. Anschließend schrieb ich lange Jahre für Mitternachts-Roman, Melissa und Geheimnis-Roman. Auch weitere fünf Grusel-Krimis und zwei Krimi-Kurzgeschichten konnte ich verkaufen. Insgesamt kursierten um die 35 Werke von mir auf dem Markt. 1989 hörte ich dann mit dem Schreiben auf, weil ich Zeitungsredakteur wurde und abends keinen Bock mehr hatte.
2004 stieg ich dann aber wieder ein, weil der Bock wieder da war. Es gelang auch gleich mit meinen alten Kontakten. Es ging los mit drei Schattenreich-Kurzgeschichten und meinen ersten SF-Gehversuchen bei Sternenfaust. Zum ersten Mal durfte ich dann auch für Professor Zamorra schreiben. Maddrax kam hinzu, Jerry Cotton, ein ATLAN-Roman und schließlich die Zamorra-Hardcover (heute Taschenbücher) bei ZAUBERMOND. Und jetzt eben noch HUNTER.
Ganz schön vielseitig, was? Ich habe jetzt gerade mal gezählt. 131 Werke Stand jetzt (inklusive der fünf Kurzgeschichten). Das stelle ich aber nur als besessener Statistik-Freak fest (hier bin ich doch sehr amerikanisch), ich bin eigentlich eher ein Klasse-statt-Masse-Standpunkt-Vertreter.

Ich bin beeindruckt.
Freust du dich zwischen all der Arbeit bereits auf deinen nächsten HUNTER-Roman? Was würdest du dir dafür wünschen?

Ja logisch freue ich mich drauf. Wenn auch im Moment noch nicht ganz so dolle, da zuvor noch andere Romane geschrieben werden müssen. Wie fast immer unter Zeitdruck. Wenn’s mit dem nächsten HUNTER so weit ist, wird die Freude ganz sicher intensiv. Was ich mir wünsche? Da auch HUNTER kein Ponyhof ist, nehme ich, wie’s kommt. Wegen mir würdest du ja sicher keine Extrawürste machen. Oder? *Freundlich blinzel* Na ja, wenn ich aber doch einen kleinen Wunsch äußern dürfte, dann würde ich New York als Kulisse geil finden. Egal, welche Story du mir da reinschreibst. New York ist einfach mega…

New York kriegen wir sicher mal hin. Irgendwann muss Timothy Morton ja auch wieder etwas von sich hören lassen 😉 Für deinen nächsten Roman kann ich das aber nicht versprechen

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Minnie atmet auf: Der Jägerhof-Fall endlich als E-Book!

von am 18. Dezember 2013

Ein Lichtblick im kreativen Chaos des Sonderberg’schen Arbeitszimmers. Endlich ist der erste Fall, “Sonderberg & Co. und der Mord auf Schloss Jägerhof” als E-Book erschienen:

“Düsseldorf, 1885, zu Zeiten der Industrialisierung: Dr. Friedrich Sonderberg, Schmetterlingssammler und Detektiv aus Leidenschaft, bekommt es mit einem kniffligen Fall zu tun: Im Hofgarten bei Schloss Jägerhof entedeckt er eine Mädchenleiche. Alles deutet auf einen Unfall hin, doch als Sonderberg zusammen mit seiner resoluten Nachbarin, der Dienstbotin Minnie Cogner, Ermittlungen anstellt, führen die Spuren in das reiche Fabrikantenmilieu der ansässigen Industrie …”

Und im März 2014 soll bereits Band 2 folgen. Dr. Sonderbergs Assistentin Minnie Cogner meint dazu: “Ich wünschte, Dr. Sonderberg und ich hätten 120 Jahre später gelebt. Dann könnte er seine gesamte Bibliothek in Form von E-Book-Ausgaben nachkaufen, und wir hätten endlich wieder mehr Platz in dem Regal hinter dem Schreibtisch, um die Schmetterlingszeichnungen zu verstauen. Sogar ein kräftiges Durchwischen wäre wieder möglich!” – Ach, Minnie, man kann es sich eben nicht aussuchen. Aber seien Sie gewiss, das Leben im 19. Jahrhundert hatte auch so seine Vorteile …

“Sonderberg & Co. und der Mord auf Schloss Jägerhof” gibt es hier als E-Book:
Amazon.de
iBook/iTunes-Store (Apple)
Thalia
KoboBooks
Weltbild

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Interview mit Rüdiger Silber

von am 13. Dezember 2013

Rüdiger Silber hat vor sieben Jahren schon einmal einen Roman für die Hexenchronik DAS HAUS ZAMIS verfasst. Für den Band 36 “Das höllische Kind”, das nächste Woche erscheint, schrieb Rüdiger Silber den Teilroman Der Folterkeller. Das Interview mit dem Autor führte Exposé-Autor Uwe Voehl.

Mit Der Folterkeller schreibst du nach sieben Jahren erst deinen zweiten Teilroman für die Serie. Wo hast du in den vergangenen sieben Jahren gesteckt?

Rüdiger Silber: Rüdiger Silber lag im Dornröschenschlaf. Währenddessen habe ich unter meinem richtigen Namen Malte S. Sembten zahlreiche Anthologiebeiträge und mehrere Bücher veröffentlicht. Zum Beispiel eine von Hardy Kettlitz herausgegebene und von Fabian Fröhlich illustrierte “Best-of”-Storysammlung mit den Titel “Maskenhandlungen” im Golkonda Verlag oder die Novelle “Der Behüter” für die E-Buch-Reihe Horror Factory bei Bastei Lübbe.

Hat die Coco von damals sich verändert? In der Serie ist Coco während dieser sieben Jahre ja nicht entsprechend gealtert, sondern sie ist jetzt kaum älter als damals.

Angenehm ist mir aufgefallen, dass Coco nicht mehr die Hände in die Hüften stemmt wie ein keifendes Waschweib, wenn sie lauthals herumzetert, wozu sie ja noch immer neigt.

Du hast dich im Vorfeld sehr in die Serie eingelesen. Was gefällt dir an der Serie?

Um mich mit der HAUS ZAMIS-Welt vertraut zu machen, habe ich den Anfang von Band 1 sowie die Bände 33, 34 und 35 gelesen. Dabei fielen mir die vielen kleinen, originellen Einfälle auf, die die Autorinnen und Autoren in die Geschichten einfließen lassen. Überraschend und einfallsreich fand ich etwa eine Szene in Band 35/1 von Catalina Corvo, wenn Michael Zamis das Etablissement vom Peitschen-Rudi aufsucht. Im Exposé stand wahrscheinlich nur, dass Michael sich auf eine der ausgefallenen Arten vergnügt, die das Dämonen-Bordell zu bieten hat. Das könnte den Autor anstiften, sich irgendeine sadistische Perversion aus den Fingern zu saugen, würdig einer Orgie am Hofe des Caligula. Aber Frau Corvo hat einen Spiegel erfunden, aus dem Michael seinen Doppelgänger hervorzieht, mit dem er dann zur Sache geht. Dieses non plus ultra der Autoerotik ist originell und ziemlich bizarr, ohne jedoch in Abartigkeiten zu schwelgen, und passt natürlich perfekt zu einem egozentrischen Narziss wie dem Oberhaupt der Zamis-Sippe.

So war es tatsächlich! Catalina hat mir im Nachhinein erzählt, wie sie überlegt hat, was einen Mann und Dämon wie Michael Zamis, der sich selbst als Nabel der Welt ansieht, überhaupt noch sexuell reizen könnte. Die Antwort: Natürlich Sex mit sich selbst! Catalina hatte sehr viel Spaß dabei, die Szene zu entwickeln. Jetzt aber mal generell gefragt: Du kommst neu daher, hast also einigen Abstand. Was würdest du anders machen?

Ich würde versuchen, den Frauen weniger zwanghaft auf die Oberweite zu schauen.

Einige Päpste deutschsprachiger Horror-Kritik halten dich für einen der besten Horror-Autoren. Musstest du dich bei deinem Teilroman für DAS HAUS ZAMIS bewusst einschränken? Oder ist es vielleicht auch mit einem gewissen Reiz verbunden, sich auf die Spielregeln einer Serie einzulassen?

Vor allem ist es höllisch schwierig, als Außenseiter und Nicht-Serien-Profi in eine Romanserie einzusteigen und nach Exposé einen Beitrag dafür zu schreiben. Mein erster DAS HAUS ZAMIS-Roman Die lauernde Bibliothek liegt lange zurück, außerdem hatte ich mir den Schauplatz damals selbst ausgesucht und auch die Handlung wurde von mir erdacht; nur die Grundidee mit der Bibliothek war vorgegeben. Der Roman spielt genau genommen außerhalb des HAUS ZAMIS-Universums. Auf meine Erfahrung im ersten Roman konnte ich für den neuen HAUS ZAMIS-Roman somit leider nicht zurückgreifen. Insofern wusste ich mit dem Expo zu Der Folterkeller zunächst überhaupt nichts anzufangen. Ich wusste nichts über die Figuren, ich wusste nichts über den Hintergrund der Serie. So hatte ich mich zuletzt als Schüler gefühlt, wenn ich für eine Klausur nicht gelernt hatte und nun vor dem weißen Bogen hockte und mich fragte, ob ich ihn mit obszönen Zeichnungen bekritzeln oder leer abgeben sollte.
Dass ich mich dann doch ans Werk machte, liegt am Ehrgeiz. Ich verwandte viel Zeit darauf, die direkten Vorgängerromane zu lesen, viele Stellen mehrmals, und löcherte dich, den Exposé-Autor, mit zahllosen Fragen …

Wie eng hast du dich ans Exposé gehalten? Kannst du eine spezielle Szene schildern, die du abseits des Exposés dazugedichtet hast?

Die Eingangssequenz auf Schloss Behemoth stand nicht im Exposé. Dafür habe ich einige Volkart-Epsioden im Kloster Shi nur erwähnt, aber nicht geschildert. Ich fand die Idee aus dem Expo inspirierend, die echte moderne Hexe Coco Zamis ihrer magischen Kräfte zu berauben und in der Vergangenheit vor ein Hexentribunal zu stellen – unter den Bedingungen, denen machtlose „falsche“ Hexen damals unterworfen waren. Zudem verleiht die Folterkeller-Sequenz dem Teilroman den Titel; auch das rechtfertigte, wie ich fand, eine ausführlichere Behandlung. Zum besseren Verständnis der Ereignisse im Folterkeller schien es mir angemessen, dem Leser ein paar „theoretische Grundlagen“ über den Ablauf eines mittelalterlichen Hexenverhörs nahe zu bringen. Diesen Theorie-Exkurs in die Folterszene selbst einzufügen, hätte deplatziert gewirkt und den Lesefluss unterbrochen. Also überlegte ich mir, dem Leser das nötige Wissen schon vorher zu vermitteln, indem ich es der kleinen Hexenschülerin Coco als Lektion aufgebe, angereichert um die Handlung einer ersten, kindlichen Verhör-Erfahrung – halb Böser-Buben-Streich, halb grausamer Ernst –, aus dem dann viele Jahre später für die erwachsene Coco voller Ernst wird.

Wird es wieder sieben Jahre dauern, bis du einen Roman für DAS HAUS ZAMIS schreibst?

Das hängt nicht allein von mir ab, sondern auch von den Lesern und vom Verlag.

Da habe ich keine Bedenken. Vielen Dank für das Interview!

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Projekt Übergang, Teil 3

von am 10. Dezember 2013

Wie bereits berichtet, gab es beim Erscheinen der alten Romane als E-Books eine Pause, weil der Übergang von den Originalexposés aus der Feder des Serienvaters Ernst Vlcek (die bis Band 34 reichten) hin zu den nachfolgenden Bänden noch einmal überarbeitet und ein paar Widersprüche ausgebügelt werden mussten. Von der anspruchsvollen Arbeit an diesem Mammutprojekt berichtet euch in einer dreiteiligen Serie Autor Oliver Fröhlich. Hier folgt der dritte und letzte Teil:

Nachdem die Baustellen erkannt waren, ging es in die Detailplanung, von der ich hier natürlich nicht allzu viel preisgeben kann. Schließlich sollt ihr die Bücher ja lesen. Die ersten Veränderungen werden bereits in Band 33 festzustellen sein. Gelegentlich wird der Leser in diesem Buch auf Passagen stoßen, die in den bisherigen Ausgaben nicht enthalten waren. Ergänzende Szenen, die vieles von dem, was zwei Bände später passiert, vorbereiten. Außerdem beginnen zwei Figuren, sich langsam zu verändern, um den charakterlichen Sprung zu Band 35 »In der Vergangenheit verschollen« nicht zu groß werden zu lassen. Ich hoffe, es ist mir gelungen, diese neuen Szenen so einzubetten, dass sie einem Erstleser nicht als nachträglich eingefügt auffallen.
Die bisherigen drei Texte von Band 34 habe ich weitestgehend unverändert gelassen, nur den Schluss des letzten Teilromans (und damit der gesamten Klassiker-Serie) habe ich so verändert, dass er die Überleitung zu dem neu hinzugefügten Teilroman bildet. Er heißt »Die Blutuhr« und berichtet, was es mit dem titelgebenden Artefakt auf sich hat. Es werden damit hoffentlich sämtliche Fragen beantwortet, die aus den Vorbänden offengeblieben sind.
Der Roman führt zugleich die Teufelin Angelina ein, die in den überarbeiteten Folgebänden aber zwangsläufig eine völlig andere Vergangenheit haben wird.
Die Geschichte endet in einem halben Cliffhanger und stellt zugleich die Ausgangssituation für das dar, was Coco Zamis (aus anderem Grund als bisher) zu Beginn von Band 35 widerfahren wird.
Die Widersprüche hinsichtlich der Abenteuer im Dreißigjährigen Krieg erwiesen sich glücklicherweise als nicht ganz so gravierend, wie ich befürchtet hatte. Das lag in erster Linie daran, dass sie in unterschiedlichen Zeiten angesiedelt waren und so die Erlebnisse von Matthias Troger von Mummelsee in Band 35 als Fortsetzung der Erlebnisse aus den Vorbänden verstanden werden können. Natürlich ließ es sich nicht vermeiden, trotzdem ein bisschen von Matthias’ Hintergründen zu verändern, dass alles zusammenpasste. Aber auch hier hoffe ich, dass es dem Erstleser nicht auffällt.
Wie dem auch sei, bei einem Projekt dieses Umfangs und – wie ich ganz uneitel mal sage – Schwierigkeitsgrades kann man sich nie sicher sein, wirklich alle Stolpersteine entdeckt und Widersprüche geglättet zu haben. Ob es mir gelungen ist, werde ich erst erfahren, wenn die ersten Leserstimmen laut werden. Als E-Book erscheinen die Bände bereits seit Anfang November monatlich. Im kommenden März wird Zaubermond dann die »Übergangsbände« 33-36 »in einem Rutsch« auch als Taschenbuch veröffentlichen.
Bis dahin bleibt mir nur erwartungsvoll zu bibbern und den Lesern viel Spaß mit dem Übergang und der erstmals vereinten DORIAN HUNTER-Serie zu wünschen.

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Projekt Übergang, Teil 2

von am 3. Dezember 2013

Wie bereits berichtet, gab es beim Erscheinen der alten Romane als E-Books eine Pause, weil der Übergang von den Originalexposés aus der Feder des Serienvaters Ernst Vlcek (die bis Band 34 reichten) hin zu den nachfolgenden Bänden noch einmal überarbeitet und ein paar Widersprüche ausgebügelt werden mussten. Von der anspruchsvollen Arbeit an diesem Mammutprojekt berichtet euch in einer dreiteiligen Serie Autor Oliver Fröhlich. Heute lest ihr Teil 2:

Was war zu tun, um einen schlüssigen Übergang zwischen beiden Serien zu gewährleisten und sie zu einer zusammenwachsen zu lassen? Zunächst einmal musste ich lesen, lesen, lesen, um alle Baustellen zu identifizieren. Da stellten sich aber bereits die ersten Fragen. Wie viele der alten Romane sollte man lesen? Reichte alles nach dem Baphomet-Zyklus aus? Oder sollte ich weiter zurückgehen? Wie viele der neuen Bücher waren wichtig? Eines? Zwei? Wie sollte ich damit umgehen, wenn in den neuen Romanen auf Dinge Bezug genommen wurde, die mir nichts sagten? Schließlich könnte ich nicht mit Gewissheit beurteilen, ob es sich dabei um etwas aus der Zweitauflage handelte (was ich dann streichen oder korrigieren müsste) oder um Details aus der Erstauflage, allerdings aus Bänden, die ich noch nicht gelesen hatte.
Am liebsten hätte ich erst alle Romane durchgearbeitet, aber das ließ sich aus Zeitgründen nicht verwirklichen. Schließlich sollten die Übergangsbände bald als E-Book erscheinen. Also blieb mir nur eines übrig: zumindest sämtliche Exposés zu lesen und zu hoffen, dass die fertigen Romane später nicht in entscheidenden Details abwichen.
Schnell stellte sich heraus, dass ein reibungsloser Übergang nur möglich wäre, wenn man auch die Bände »In der Vergangenheit verschollen« und »Dämonenkrieg« mit einbezog. Denn in ihnen geschah vom Tod einzelner Mitstreiter von Dorian Hunter bis hin zum Angriff auf einen bedeutenden Stützpunkt des Dämonenkiller-Teams so viel, was den neuen Bänden zugrunde lag, dass sie nicht außen vor bleiben konnten.
Das bedeutete jedoch zugleich, dass zwei Versionen der Abenteuer im Dreißigjährigen Krieg unter einen Hut gebracht werden mussten. Denn mir war von vornherein wichtig, in die bereits bestehenden Texte nur so wenig einzugreifen wie möglich. Die nach den alten Exposés von Ernst Vlcek neu verfassten Abschlusstexte der Klassiker-Serie wollte ich unbedingt beibehalten – inklusive der nicht besonders beliebten Figur Zicci, weil sie ein Vermächtnis der Ur-Exposés darstellt. Da diese Figur in den neuen Bänden aber nicht auftaucht, muss sie die Serie irgendwie verlassen.

Andererseits tauchten in den neuen Bänden Figuren auf, die aus der Zweitauflage übernommen wurden, in der Erstauflage jedoch keine Rolle spielten, so z. B. die Teufelin Angelina. Sie brauchte also einen Auftritt, der erklärte, wo sie in den späteren Büchern so plötzlich herkommt.
Das nächste Problem waren Figuren, die zwar bereits in beiden Serien mitspielten, sich aber unterschiedlich entwickelt hatten, wie zum Beispiel Olivaro oder Abi Flindt.
Und als Letztes gab es noch die Handlungskomponente. Wie ließ sich die Handlung der Klassiker innerhalb eines neu zu schreibenden Übergangsbandes so steuern, dass sie in »In der Vergangenheit verschollen« mündete? Welche offenen Fäden mussten in diesem neuen Roman abgeschlossen werden? Es lag noch immer ein Berg an Arbeit vor mir …

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