Erinnerungen an „Schirille”

von am 3. Februar 2023

Es ist schon wieder einige Monate her, dass Michael M. Thurner mich auf der Rückkehr von seiner Europareise besucht hat. Den Bericht dazu findet ihr hier im Blog im Oktober letzten Jahres. Kürzlich ist nun auch endlich Michaels DAS HAUS ZAMIS-Einstieg bei Bastei nachgedruckt worden: Band 58, „Schirille“ – ein toller Roman, dem seither viele Dutzend weitere gefolgt sind. Ich habe darum die Gelegenheit genutzt und Michael ein paar Erinnerungen zu „Schirille“ entlockt:

DAS HAUS ZAMIS 58, „Schirille“

Hallo Michael. Bevor wir über deinen Erstling sprechen, zunächst einmal die Frage: Wie bist du seinerzeit eigentlich zu DHZ gelangt?

Ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht mehr so recht an die genauen Umstände erinnern. Zu dieser Zeit hatte ich allerdings regelmäßigen Kontakt zu Ernst Vlcek. Er hat mir „seine“ Serie immer wieder schmackhaft gemacht und bei gemeinsamen Abenden beim Heurigen davon erzählt. Er war spürbar stolz auf die junge Hexe Coco, die er gemeinsam mit Kurt Luif erfunden hatte.

Ich glaube, es war letztlich Christian Montillon, der bei mir angefragt hatte, ob ich es nicht mal mit DHZ versuchen wolle. Nach meiner kurzen Rückfrage bei Ernst, ob ich’s wirklich tun sollte, ist schließlich mein erster Text zur Serie erschienen. Ein „Zuckerl“, mit dem Ernst mir DHZ schmackhaft gemacht hat, war auf jeden Fall die Zusicherung, dass ich die Sau rauslassen dürfe. Ich könne über Dinge schreiben, die bei anderen Heftromanserien zensiert würden. Da konnte ich dann ja gar nicht mehr nein sagen.

Du hast gleich in deinem ersten Roman eine schillernde Figur eingeführt. Schirille ist eine schrille, ewig schlecht gelaunte, egoistische, meckernde Habergeiß, die Coco schwer auf die Nerven fällt. Hat sie darum ihren sonderbaren Namen erhalten?

Schirille war keine leichte Geburt. Ich wollte eine Figur in die Serie einführen, die es in dieser Form noch nicht gegeben hatte. Ich habe dazumals einige Bücher über Mythologien und Sagenwelten gewälzt. Die Wikipedia, daran erinnere ich mich noch gut, war zu dieser Zeit noch nicht so lückenlos wie heute. Es brauchte „händische“ Recherche, um mehr über Habergeißen zu erfahren.

Ich tu mir beim Erfinden von Namen nur selten schwer. Ich probiere ein wenig mit Silben und Wortteilen herum, und irgendwann einmal bin ich damit zufrieden. Der Zusammenhang „Schirille“ – „schrill“ war sehr rasch da, und wie es oft so ist, hat sich die Figur quasi selbst entwickelt. Sie wollte mieselsüchtig und bösartig sein, also habe ich ihr diesen Wunsch erfüllt.

Michael M. Thurner (links) und ich beim Spaziergang im historischen Dorfkern von Marmstorf im Süden von Hamburg.

Ein Hinweis für die Leser: Später in der Serie werdet ihr immer wieder mal auf die Figur „Vindobene“ stoßen. Schirille war vom Charakter her ein wenig der Prototyp für die urwienerische Dämonenfigur Vindobene.

Nach „Schirille“ hast du eine längere Pause eingelegt. Weshalb dauerte es im Anschluss über ein Jahr, bis du deinen zweiten Roman „Der teuflische Derwisch“ geschrieben hast?

Wenn ich mich recht erinnere, gab es damals ein Überangebot an guten Autoren, die für DHZ geschrieben haben. Solche, die schon länger mit dabei waren. Ich musste mich also anstellen und gedulden, bis wieder mal ein Platz frei war für mich.

Wenn du deinen Erstling mit deinen aktuellen DHZ-Romanen vergleichst: Welche Entwicklung hat Coco in dieser Zeit genommen?

Ich komme derzeit ja recht häufig bei der Buchserie von Zaubermond zum Zug und sehe, welche Entwicklungen Coco selbst, aber auch alle anderen Figuren, die rings um sie gruppiert sind, durchmachen. Die Leser dürfen sich in den nächsten Monaten und Jahren auf eine Hexe freuen, die sich immer weiter emanzipiert, die mehr über sich selbst herausfindet, die Familiengeheimnisse erforscht. Coco ist in den aktuellen Romanen der Buchserie ein wenig abgeklärter. Und dennoch bleibt sie für mich immer noch die junge Hexe, die gegen die dämonischen Wirrnisse ihrer Welt ankämpfen und sich behaupten muss. Sie ist für mich so etwas wie ein Archetypus der Genre-Literatur. Und selbstverständlich freue ich mich darauf, sie und ihr Umfeld weiter zu entwickeln, ihre Abenteuer weiter erzählen zu dürfen. Und wer weiß – vielleicht trifft sie ja mal wieder auf eine Schirille?

Weiterlesen

DAS HAUS ZAMIS Buch 67

von am 21. Januar 2023

Am 3. März geht es weiter mit zwei neuen DAS HAUS ZAMIS-Romanen aus der Feder von Madeleine Puljic sowie Exposéautor Uwe Voehl alias Logan Dee. Sie erscheinen gesammelt als Buch 67 unter dem Titel „Der Engel und die Hexe“: Um ihre Schwester Juna aus ihrem Grab zu befreien, muss sich Coco Zamis erneut auf den Dämonenfriedhof begeben. Ihr allein ist der Zugang jedoch verwehrt. Doch da kommt Unterstützung von unerwarteter Seite … Guardian indes ist nach wie vor überzeugt, in Coco seine geliebte Aurora wiedergefunden zu haben – und zwingt sie, sich mit ihm zusammen auf die Suche nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu machen …

DAS HAUS ZAMIS Buch 67, „Der Engel und die Hexe“, ist ab sofort hier im Shop vorbestellbar.

Weiterlesen

Romanheft-Titelvorschau

von am 14. Januar 2023

Am Freitag, den 13., musste der Blogbeitrag natürlich ausfallen, sonst wäre vielleicht noch ein Unglück passiert! Darum die folgenden Neuigkeiten erst heute, am Samstag … beziehungsweise die Illustrationen! Kürzlich habe ich nämlich die Titelbilder der DORIAN HUNTER-Romanhefte bis Nr. 131 bei Bastei abgeliefert. Dabei sind wieder einige neue Bilder verwendet worden, die Mark Freier exklusiv für die Romanheft-Neuauflage gezeichnet hat. Im Folgenden findet ihr aus diesem Anlass eine kleine Titelvorschau inklusive Illustrationen. Zumindest bis Band 122. Ein bisschen Spannung soll ja bleiben. 😉 – Wir lesen uns nächste Woche an dieser Stelle wieder. Habt ein schönes Wochenende!

Illustration DORIAN HUNTER Romanheft Band 115, „Der weiße Mönch“ von Roy Palmer (VÖ: 24.01.2023)

Illustration DORIAN HUNTER Romanheft Band 116, „Die Bluteule“ von Neal Davenport (VÖ: 07.02.2023)
Illustration DORIAN HUNTER Romanheft Band 117, „Der Bucklige von Doolin Castle“ von Ernst Vlcek (VÖ: 21.02.2023)
Illustration DORIAN HUNTER Romanheft Band 118, „Die Todesschwelle“ von Earl Warren (VÖ: 07.03.2023)
Illustration DORIAN HUNTER Romanheft Band 119, „Der Mitternachtsteufel“ von Earl Warren (VÖ: 21.03.2023)
Illustration DORIAN HUNTER Romanheft Band 120, „Der Zauberspiegel“ von Neal Davenport (VÖ: 04.04.2023)
Illustration DORIAN HUNTER Romanheft Band 121, „Der Unversättliche“ von Ernst Vlcek (VÖ 18.04.2023)
Illustration DORIAN HUNTER Romanheft Band 122, „Der Diamantendolch“ von Earl Warren (VÖ 02.05.2023)

Weiterlesen

Hörspielfolge 49 erscheint am 3. März

von am 6. Januar 2023

Im Blogbeitrag vom 1. Januar hatte ich es schon angekündigt: Hörspielfolge 49 erscheint am 3. März dieses Jahres unter dem Titel „Theriak“. Inhaltlich schließt sie direkt an die letzten Szene in Folge 48.2 an, in der Marvin Cohen an die Tore von Schloss Alkahest klopft. Ob uns deshalb ein Cohen-Soloabenteuer erwartet …? Lasst euch überraschen! Ab sofort können CD und Download hier im Shop vorbestellt werden.

Weiterlesen

Auf ein frohes, gesundes und friedvolles Jahr 2023!

von am 1. Januar 2023

Liebe Leser, Hörer und Fans,

es ist vollbracht, wir haben 2022 hinter uns gelassen! Ich wünsche uns allen ein erfolgreichen, gesundes und friedvolles neues Jahr 2023 – ein Jahr, in dem wir uns wieder auf das Gute, Schöne und Menschliche in uns besinnen und in dem Kriegstrommelei, mediale Hetze und das Schreien nach immer größeren und immer „schwereren“ Waffen zur sogenannten „Friedenssicherung“ der Erkenntnis weicht, dass kein einziger Konflikt in der Geschichte der Menschheit, weder ein privater Streit noch ein archaisches Kräftemessen und erst recht kein ausgewachsener Krieg, jemals durch Gewalt und durch Dämonisierung der Gegenseite beendet wurde, sondern immer durch Miteinander reden, durch Ausgleich der Interessen, durch Kommunikation. Wer Frieden schaffen möchte, der versucht zu verhandeln. Wer an Frieden nicht interessiert ist, der behauptet, dass man mit der anderen Seite nicht verhandeln kann. So einfach ist das immer gewesen, und es ist auch jetzt nicht anders.

Eine Verbindung zwischen diesem Thema und den kommenden Büchern und Hörspielen von Zaubermond zu schlagen, ist kaum möglich, darum versuche ich es auch gar nicht erst. Es war mir einfach ein Bedürfnis, diese Worte loszuwerden. Punkt.

Dass es in den vergangenen Wochen hier sowie auf unseren Social-Media-Kanälen eher ruhig war, lag neben einigen krankheitsbedingten Ausfällen vor allem daran, dass sich die Auslieferungsstruktur von Zaubermond geändert hat. Mehr dazu weiter unten. Die Produktion der nächsten Hörspielfolgen und Bücher ist dadurch nicht gefährdet und läuft weiter nach Plan!

So wird die nächste Hörspielfolge 49 unter dem Titel „Theriak“ am 3. März 2023 erscheinen. Vorlage ist der Roman „Blutige Küsse“ von Gay D. Carson alias Günter Dönges. Die Folge wird bereits in wenigen Tagen hier auf www.zaubermond.de vorbestellbar sein. Voraussichtlich im September 2023 – und damit immer noch im DORIAN HUNTER-Jubiläumsjahr – wird dann die runde Hörspielfolge 50 erscheinen. Dass bis dahin noch so viel Zeit vergehen muss, hat seinen Grund darin, dass es sich um eine ausgewachsene Doppelfolge handeln wird, basierend natürlich auf dem Roman „Das Kind der Hexe“ von Ernst Vlcek.

Ebenfalls am 3. März 2023 erscheint DAS HAUS ZAMIS Buch 67, „Der Engel und die Hexe“, verfasst von Logan Dee alias Uwe Voehl sowie von Madeleine Puljic: Um ihre Schwester Juna aus ihrem Grab zu befreien, muss sich Coco Zamis erneut auf den Dämonenfriedhof begeben. Ihr allein ist der Zugang jedoch verwehrt. Doch da kommt Unterstützung von unerwarteter Seite … Mehr dazu sowie der Link zur Vorbestellung folgt ebenfalls Anfang Januar!

Und nun zum angekündigten Thema in eigener Sache: Zaubermond hat mit heutiger Wirkung seine Auslieferung gewechselt. Grund dafür sind Umstrukturierungen bei unserem bisherigen Auslieferer Cornelsen Verlagskontor GmbH & Co. KG, wodurch eine weitere Zusammenarbeit leider aus technischen Gründen ausgeschlossen wurde. Wir danken allen Mitarbeitern von „CVK“ für die über zwanzig Jahre währende gute Zusammenarbeit!

Ab heute nun werden unsere Pakete an Kunden und Händler darum vom Medien Service Runge in Steinhagen geschnürt. Allerdings benötigt die Umlagerung des gesamten Zaubermond-Buch- und -Hörspielbestands einige Tage Zeit, sodass Bestellungen, die aktuell hier auf www.zaubermond.de oder auch im Handel getätigt werden, erst am 16. Januar ausgeführt werden können. Wir garantieren natürlich, dass keine Bestellung verloren geht, bitten aber für die zwei Wochen Übergangszeit um Verständnis und Geduld!

Nicht betroffen von dieser Übergangsphase sind natürlich alle Bestellungen von E-Books und MP3-Downloads. Die Dateien können wie bisher direkt nach der Bestellung heruntergeladen werden. Auch für unsere Abonnenten von DORIAN HUNTER, DAS HAUS ZAMIS, HEXENHAMMER sowie SONDERBERG & CO. ändert sich nichts – außer vielleicht der Farbe des Pakets, mit dem die nächsten Bücher und Hörspiele Anfang März geliefert werden. 🙂

Als Ergebnis des Auslieferungswechsels werden übrigens auch (fast) alle Zaubermond-Titel demnächst wieder besser über den Buchhandeln erhältlich sein. Was genau das bedeutet, werde ich in einem weiteren Blogbeitrag ca. Ende Januar erläutern, wenn es so weit ist. Damit schließe ich diesen Beitrag, wünsche euch noch einen schönen, erholsamen restlichen Neujahrstag und verspreche, dass die nächsten Blogbeiträge wieder regelmäßig jeweils am Freitag einer jeden Woche erscheinen!

Frostig-herzliche Wintergrüße

Dennis Ehrhardt

Weiterlesen

Von Engeln und Hexen

von am 19. Dezember 2022

Mit ein paar Tagen Verspätung habe ich heute endlich den nächsten HAUS ZAMIS-Roman übergeben. Es ist immer ein befriedigendes Gefühl, wieder eine neue Folge dieser schon so lang laufenden Serie auf den Weg gebracht zu haben. Es ist wie im wirklichen Leben: Stück für Stück wird die Welt komplexer, verändert sich, Neues kommt hinzu, Bewährtes bleibt, Überholtes geht über Bord. Auch die Sichtweise ändert sich, je nach Lage und den Erfahrungen, die man macht. Insofern spiegelt DAS HAUS ZAMIS für mich als Expo-Autor auf eine unterhaltsame Weise die Realität wider. Natürlich umgesetzt auf die fantastische Welt, in der die Serie angesiedelt ist.

Die Autoren sind diesmal Madeleine Puljic und Logan Dee, und der Titel des 67-sten Bandes lautet „Der Engel und die Hexe“. Einen ersten kleinen Appetithappen daraus möchte ich euch nicht vorenthalten:

In einem Vorort von Lissabon, 1847

»Arosa?«

Das heisere Wispern in der Dunkelheit jagte ihr einen Schauer durch den Körper, der sich in ihrer Körpermitte zu einem erwartungsvollen Brennen zusammenballte. Rasch entzündete Arosa die Kerze, die ihr als Nachtlicht diente, und zog ihre Decke zurecht.

»Komm herein«, flüsterte sie.

Mit einem leisen Knarzen öffnete sich die Tür des Schlafgemachs, und Arosa seufzte.

Es war nicht ihr Gatte, der sie aufsuchte. Der war auf dem Nachbarhof, da Bartolomea Ribeiro in den Wehen lag und ihr Balg wohl heute endlich gebären würde – und er würde sich gewiss reichlich am Wein des stolzen Vaters gütlich tun. Er war also beschäftigt.

Sollte Francisco sich wider Erwarten diese Nacht doch noch auf den Rückweg in sein eigenes Heim machen, würde er vermutlich wieder einmal irgendwo betrunken im Graben landen und dort seinen Rausch ausschlafen, wie so oft. Arosa kannte das Prozedere.

Aber auch unter anderen Umständen hätte Francisco ihr keinen nächtlichen Besuch abgestattet. Die fromme Enthaltsamkeit, die ihm beim Saufen abging, kehrte er im Ehebett umso mehr heraus. Sein Glaube lehrte, dass der Beischlaf nur vollzogen werden durfte, um Kinder zu zeugen – und von Kindern hielt der trinksüchtige Arzt nichts.

Arosa war das nur recht. Sie würde ihm ohnehin keine schenken. Weder ihm noch einem anderen Mann.

»Gegrüßet seist du, Maria«, hauchte sie, während sie eine Hand bereits unter ihr Nachthemd gleiten ließ. Ihre eigene Berührung entlockte ihr das erste Stöhnen.

Marias Lippen, die sich auf ihre legten, rangen ihr das nächste ab.

Natürlich hieß das Mädchen nicht wirklich Maria. Den Namen hatte Francisco ihr gegeben, als er das Mädchen in der Gosse aufgegabelt und angeblich aus Mildtätigkeit aufgenommen hatte – genau wie einst sie, die er sogar geehelicht hatte. Er hatte Marias Fleiß und ihre Geschicklichkeit gelobt. Arosa dagegen bewunderte die seidige Haut, die dichten Wimpern um die dunklen, schwarzen Augen, die vollen Lippen und die zarten jungen Brüste mit den braunen Brustwarzen, die sie nun zwischen ihren Fingern rieb, bis sie hart und aufrecht standen.

Maria stöhnte nicht. Das tat sie nie, wenn sie beide zusammenlagen. Sie war allgemein sehr schweigsam. Dafür umso gewandter, was andere Fertigkeiten ihrer Zunge anging.

Gierig drückte Arosa den Kopf des Mädchens zwischen ihre eigenen Beine. Marias Hände umklammerten ihre Beine, wanderten weiter zu Arosas Pobacken und widmeten sich dem verbotenen Bereich dazwischen.

Arosa schob sich ihr entgegen. Sie kannte im Bett keine Zurückhaltung. Die Frömmigkeit überließ sie Francisco.

Genüsslich wand sie sich unter den Stößen, dem Kratzen und Saugen – bis sie aus dem Augenwinkel eine dunkle Gestalt zu sehen glaubte.

Mit einem Aufschrei stieß sie das Mädchen von sich, riss sich in derselben Bewegung die Decke an die Brust und sah sich hektisch um. Nichts. Nur das Flackern ihres Nachtlichts, das unstete Schattengespinste an die Wand warf. War der Schatten nur eine Einbildung gewesen, ihrem erhitzten Gemüt entsprungen?

»So schüchtern, Arosa? Du erstaunst mich.«

Die Stimme kam von direkt hinter ihr. Sie fuhr herum, und da stand er. Ein Mann, so schön, dass selbst Marias volle Lippen vergessen waren. Schlank, mit dunklen Locken, die ihm in die ebenmäßige Stirn fielen. Nur der leblose Ausdruck seiner Augen ließ sie schaudern.

»Wer bist du?« Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. »Wie kommst du in mein Haus?« Und in mein Schlafgemach?

»Erkennst du mich denn nicht? Hast du mich so leicht vergessen?«

»Vergessen?« Sie blinzelte. Einen Moment lang schien es ihr, als würde seine Gestalt flimmern und den Blick freigeben auf einen schrecklich entstellten Mann, über und über mit Brandnarben bedeckt, die Augen gelbe unförmige Klumpen, Haare und Ohren von Flammen verschlungen. Das Bild verschwand so rasch, wie es gekommen war.

»Nein, ich …« Sie wollte ihm versichern, dass sie ihn nicht kannte, ganz gewiss noch nie gesehen hatte … Doch stimmte das? Sein Gesicht schien ihr mit einem Mal so vertraut wie das eigene. So kalt und bleich … wie der Tod.

»Anael«, wisperte sie.

So weit ein Ausschnitt aus Madeleine Puljics Teilroman „Grausame Erinnerung“. Wenn ihr jetzt Blut geleckt habt, so muss ich euch leider vertrösten, denn es dauert noch ein paar Wochen, bis das Buch erscheinen wird.

Da dies mein letzter Blogbeitrag in diesem Jahr ist, wünsche ich euch jetzt schon frohe Festtage, einen guten Rutsch und alles Gute für das nächste Jahr!

Uwe

Weiterlesen

Advent, Advent …

von am 28. November 2022

„Advent, Advent,
die Coco brennt,
Advent, Advent
 sie wird ertränkt
und an der höchsten Tanne aufgehängt!“
(Spottlied von Vera)

So oder ähnlich haben auch wir als Kinder die gängigen Advents- und Weihnachssprüche und -lieder verballhornt. In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr alle einen besinnlichen 1. Advent verbracht habt.

Und sogleich eine Entschuldigung, dass ich diesmal so spät dran bin: Ich schreibe im Moment am neuen DAS HAUS ZAMIS-Taschenbuch „Der Engel und die Hexe“; ich war im Flow, wie man so schön neudeutsch sagt. Den zweiten Teil schreibt die wunderbare Madeleine Puljic, die ihr Debüt bereits in Band 62 gab („Hexenjagd“).

Ja, es weihnachtet hier und da bereits ein wenig, und wenn ihr noch nicht in Stimmung seid, empfehle ich einmal mehr den von Susanne Wilhelm und mir herausgegebenen DORIAN HUNTER-Sonderband „Unheilige Nacht“ mit Storys der versammelten DAS HAUS ZAMIS- und DORIAN HUNTER-Autoren: Simon Borner, Catalina Corvo, Logan Dee, Jörg Kleudgen, Catherine Parker, Christian Schwarz, Michael Marcus Thurner und Susanne Wilhelm.

Habt ihr schon in DAS HAUS ZAMIS 66 reingelesen? Wobei ich natürlich die Buchserie meine. Allen Lesern, die vielleicht von der Romanheftserie zum ersten Mal hier reinschauen, sei erklärt, dass diese beiden Abenteuer in den Heften erst in den Nummern 157 und 158 an der Reihe sein werden. Wer also schon mal reinschnuppern will, wie es Coco und ihrer Familie zurzeit ergeht, kann sich die aktuelle Taschenbuchreihe zulegen und gleich mit Band 66 beginnen.

Eben erschienen ist übrigens das Romanheft  55 („Buena Vista Todes-Club“) von Logan Dee, also mir. Auf der Leserseite erkläre ich ausführlich, warum damals gleich sechs Romane hintereinander aus meiner Feder erschienen sind (Nein, ich bin kein Kannibale!). Das abgedruckte Foto ist allerdings im Druck ziemlich schlecht rausgekommen, was sehr schade ist, weil man noch nicht mal den schönen Zaubermond-Kalender im Hintergrund erkennen kann:

Mit schwarzen Grüßen

Uwe

Weiterlesen

Rückblick: Der „Dämonenkiller“ beim Hörspiellabel EUROPA

von am 19. November 2022

Als ich beim SFCD-Con im August 1976 von Kurt Luif alias Neal Davenport seinen „Dämonenkiller“-Roman 106, „Der Tod aus der Zauberkugel“, als Heftausgabe überreicht bekam, konnte ich nicht wissen, dass fast neun Jahre später – im April 1985 – in der Neuauflage dieses Romans ein Leserbrief über die „Dämonenkiller“-Hörspiele von Europa erscheinen sollte. Kurz zuvor hatte nämlich Ernst Vlcek, der die Leserkontaktseite der „Dämonenkiller“-Neuauflage bis Band 144 betreute, dazu aufgerufen, seine Meinung über die Hörspiele abzugeben. So bekam er die Besprechung der ersten fünf Folgen – es sollten die einzigen „Dämonenkiller“-Hörspiele des Labels Europa bleiben – von mir. Auf der Leserseite schrieb er zur Einleitung meines Briefes:

„Dämonenkiller“-Hörspielfolge 1, „Im Zeichen des Bösen“

Der folgende Leserbrief beschäftigt sich fast aus­schließlich mit den „Dämonenkiller“-Hörspielkassetten. Zu der Kritik an verschiedenen dramaturgischen Änderungen ist zu sagen, dass manche davon einfach nötig sind, weil sich im Hörspiel manche Szenen nicht adäquat umsetzen lassen. Außerdem sei noch einmal betont, das die DK-Kassetten nach den Exposés und nicht nach den Romanen der Heft-Serie gemacht wurden, was ein weiterer Grund für verschiedene Änderungen ist.

Nun aber zu meinem Brief: „Mein Grund, warum ich schreibe, ist der folgende: Ich habe mir in den letzten Wochen die fünf erschienenen DK-Hörspielkassetten angehört. Die Geschichten sind zwar spannend gestaltet worden. Aber der Inhalt hat mir doch die Haare zu Berge stehen lassen. Nichts ge­gen Frank Sky, aber er sollte doch wenigstens keine Namen und Fakten verändern. Fangen wir mit Folge 1 an: Hier sind die dämonischen Brüder von Dorian ei­nen Tag früher als er geboren und zwar am 29. No­vember. Wenn ich mich recht erinnere, war es in der Heftserie im Juli und am gleichen Tag! Auch der Name von mindestens einem Bruder ist verändert worden. Aus Roberto Copello wurde Roberto Alvirez. Bei Folge 2 gab es plötzlich einen Bruder von Michael Zamis mit Namen Talis. Nach meinem Wissen gab es in der Heftserie nur Ingvar Zamis als Bruder, und der tauchte auch erst in Band 32 auf. In der „Dämonenkiller“-Taschenbuchreihe tauch­ten zwar auch noch zwei Brüder auf, aber diese hatten auch andere Namen. Nun ja, in der Heftausgabe wollte Dorian Coco auf dem Roten Berg, nahe der Zamis-Villa, verbrennen. Im Hörspiel ist es plötzlich eine Fracht­halle auf dem Wiener Flughafen Schwechat. Auch wird Helnwein als junge Person dargestellt, während er in der DK-Serie schon auf die siebzig zugeht … Nun, bei Folge 3 wiegt die Namensveränderung für mich schwer, und der Vater von Phillip ist nicht gestorben wie in der Heftserie. Warum? Nun, Band 4 der Heft-Serie fehlt. Wollte man Phillip, den Hermaphroditen, nicht zum Tragen kommen lassen …? Band 5 der Heftserie wurde Folge 4 der Hörspiele. Bei dieser wurde plötzlich aus Tim Morton, dem FBI-Agenten, ein Captain der Polizei von San Francisco. Schon komisch. Nun ja, Band 6, „Teufelskreis“, wurde auch ausgelassen. Vielleicht wegen der Freaks? So er­scheint als Folge 5 „Amok“, der leider nicht erschienene Band 7 der Erstauflage. Dankeschön dafür, aber warum taucht in der Anfangshandlung plötzlich Tim Morton auf?

„Dämonenkiller“-Hörspielfolge 5, „Amok“

Ich weiß nicht, nach welchen Unterlagen Frank Sky die Romane überarbeitet und als Hörspielfassung bringt. Aber bitte sagt ihm, dass er sich mehr an der Heftserie halten soll, denn wenn es nämlich weiter so geht, dann gibt es plötzlich neben der Heftserie eine unabhängig existierende Hörspielreihe, und dies sollte eigentlich nicht sein. Ich werde mir auch die nächsten Kassetten anhören und hoffe, dass solche fatalen Überschneidungen nicht mehr vorkommen …“

Zu damaligen Zeit kannte ich den Inhalt der Dämonenkiller-Exposés nicht. Erst Ende der achtziger Jahre, als ich von Kurt Luif die DK-Exposés bekam, konnte ich nachlesen, was Kurt Luif vom Exposé übernommen hatte und was er verändert hatte. So hatte er den Roten Berg als „Verbrennungsort“ von Coco Zamis ausgesucht. Auch die Beschreibung von Norbert Helnwein hatte er angepasst. Der „neue Bruder Talis“ von Michael Zamis ist eine Erfindung von Frank Sky.

Weiterlesen

Grusel zum Fürchten

von am 4. November 2022

Für mich als Autor ist es immer interessant zu erfahren, über was sich die Leute gruseln. Genauso, wie ich selbst mich dabei beobachte, was mich zum Fürchten bringt. Wobei sich zu fürchten schon eine Steigerung zum Gruseln bedeutet. Ich zitiere Hans D. Baumann: „Ein Grauen, auf das wir nur mit Gruseln reagieren, ist nicht bedrohlich.“
Soweit zur Einleitung. Seit über zehn Jahren veranstalte ich in meinem Heimatort zu Halloween „Gruseln im Grünen“. Viele ganz unterschiedliche Autoren haben dort bereits gelesen und die Zuschauer (es ist übrigens stets ausverkauft!) zum Gruseln und Fürchten gebracht. Dabei kommt es jedes Mal auf die Mischung an, sodass sich das Publikum zwar mit einem gewissen wohligen Schauer auf den (dunklen) Rückweg zum Parkplatz begibt, aber auch zwischendurch befreiend gelacht werden darf. So wurden diesmal unter anderem eine Geschichte von Torsten Sträter vorgetragen (eine Horror-Geschichte, wohlgemerkt) und in einer schauspielerischen Leistung „Das Fass Amontillado“. Letztere bot der Schauspieler und Puppenspieler Gerd J. Pohl meisterhaft dar, und es gelang ihm – dem erfahrenen Puppenspieler – selbst bei einer so grauenhaften Geschichte, wie sie Poe erdacht hat, an ein paar wenigen Stellen eine gewisse Komik hinein- und das Publikum zum Schmunzeln zu bringen.
Wenn wir uns erinnern: Das war schon bei jedem Kasperstück so, dass wir als Kinder vor Sorge um die ein oder andere Figur mitfieberten, aber auch befreit losjubelten, wenn der Kasper mal wieder den Bösewicht verdrischt.
In den modernen Horrorfilmen hat man inzwischen diesen Kniff übernommen, allerdings nicht unbedingt zum Vorteil. Der Horror bleibt dabei oft auf der Strecke, weshalb ich mir lieber die alten Filme anschaue.
Wo diese Mischung überraschenderweise (?) gelingt, ist in den DORIAN HUNTER-Hörspielen, während die Romane schon immer weitgehend humorfrei waren – so wie das Romanheft-Genre bis auf wenige Ausnahmen generell. Und insbesondere DORIAN UNTER und DAS HAUS ZAMIS sind sogar seit jeher noch ein wenig düsterer.
In einem früheren Blogbeitrag habe ich mich schon einmal mit dem Thema „Horror und Humor“ befasst. Damals schrieb ich: In PROFESSOR ZAMORRA und JOHN SINCLAIR wird durch die Vermenschlichung der Höllenkreaturen (Asmodis bzw. Asmodi) manchmal der Horror durch die Komik verdrängt – etwas, was im Zamis-Universum fehl am Platze wäre.
Und ich denke, das wird auch so bleiben.

Weiterlesen

Rezensionen zu Folge 48.1 und 48.2

von am 31. Oktober 2022

Die ersten Rezensionen zur DORIAN HUNTER-Doppelfolge 48.1 und 48.2 sind eingetroffen. Wir präsentieren euch eine kleine Auswahl … und einen Nachzügler:

Traumwelt-Hörspiel schreibt u. a.: „Der Sound ist natürlich auch ein echter Hunter. Wer Hörspiele liebt, der muss in Sachen Detailgenauigkeit, Leidenschaft und Zwischentönen die Hunter-Reihe einfach lieben. Aber, und das ist vielleicht das einzige kleine Manko, man muss am Ball bleiben. Die Story ist auch hier wieder anspruchsvoll und komplex, man braucht Erinnerungsvermögen und recht viel Aufmerksamkeit, um auch diesen Hunter in vollen Zügen genießen zu können …“

ffm-rock.de schreibt u. a.: „Zwar muss man als Hörer immer sehr aufmerksam lauschen um all die Offenbarungen oder Zwischentöne auch wirklich mitzubekommen, am Ende aber bekommt man genau das, was man an der Serie kennt und liebt: Hochkomplexes Geschehen, exotische Orte und einen kleinen Teil einer schier endlosen Geschichte. Auch die zweistufige Art der Erzählung, seit Folge 47, zeigt sich nun, wo lose Enden verknüpft wurden, als genau richtiges Stilmittel um die Handlung hier voranzutreiben. Aus Sicht der Sprecher gibt es keine Kritik. Das Sounddesign bleibt wunderbar düster und wirkt auch hier wie aus einem Guss, der wunderbar mit dem so differenzierten Soundtrack fusioniert. Die Musik von Andreas Meyer ist und bleibt DAS Alleinstellungsmerkmal dieser Serie, das über jeden Zweifel erhaben ist …“

Monsters and Critics hinkt noch ein wenig hinterher und hat gerade eine Rezension zu Folge 47, „Duk Duk“, veröffentlicht. Hier ein Auszug: „Dorians Jagd durch die Vulkanlandschaft und danach durch den Dschungel kann man sich wirklich gut vorstellen und auch die Bedrohung, welche die ganze Zeit im Raume ist, ist für die Zuhörer das ganze Hörspiel über greifbar … Erneut ist es Dennis Ehrhardt und seinem Team gelungen, ein perfektes Horror-Hörspiel zu produzieren. Dieses macht durch den Cliffhanger am Ende natürlich Lust auf mehr, denn natürlich sind immer noch nicht alle Fragen geklärt – allen voran: Wer ist Ronald Chasen?“

Weitere Meinungen und Rezensionen veröffentlichen wir an dieser Stelle, sobald sie eintreffen.

Happy Halloween und bis kommenden Freitag an dieser Stelle!

Weiterlesen